Ein Tagebucheintrag der 12. Klasse der Martin-Buber-Oberschule (Workshop am 1.-2. Juli 2024)
Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, darüber zu reflektieren und aufzuzeigen, wie ein erfolgreicher Umgang mit einem antisemitischen Vorfall aussehen kann.
Wie sich die Szene abgespielt hat…
Im Schultreppenhaus beschimpft ein Schüler einen anderen Mitschüler antisemitisch. Ein weiterer Mitschüler, der das beobachtet hat, schnappt sich den schimpfenden Schüler. Alle gehen zur Schulleitung. Diese Szene basiert auf einer echten Erfahrung.
Schulleiter: Kommt rein. Ich habe noch viel Arbeit. Was ist los?
Zeuge: Also, es gab hier gerade einen Vorfall. Vielleicht kann mein Kollege hier mal erklären, was passiert ist.
Betroffener: Er hat mich „Sch**ß Jude“ genannt. Ich verstehe das nicht. Also man kann sich ja streiten, aber nicht antisemitisch so beleidigen.
Schulleiter (zum Täter): Was hast du dazu zu sagen?
Täter (kleinlaut): Tut mir leid, das war nicht so gemeint.
Betroffener (empört): Das meinst du doch nicht ernst jetzt. Was soll das?! Du hast sogar gelacht dabei und nichts bereut.
Schulleiter (zum Täter): Das wird leider nicht reichen. So etwas dulden wir hier an unserer Schule gar nicht. Dafür muss ich dir ein Tadel geben. Es gibt keine andere Lösung. Ich hoffe, ihr klärt das auch noch untereinander und versöhnt euch wieder. Sollte sich das noch einmal weiderholen, musst du mit einer ernsteren Konsequenz rechnen. Gut, dann gebt euch am besten die Hand und vertragt euch.
Betroffener (wütend): Ist das Ihr Ernst?! Niemals!
Schulleiter: Gut, dann halt nicht. Dann klärt das aber bitte außerschulisch und wenn ihr da weitere Probleme habt oder Unterstützung braucht, dann wendet euch gerne an mich.
Wie ein Mitschüler die Situation reflektiert:
Heute wurde Elia im Treppenhaus von Pascal als antisemitisch beleidigt. Pascal, der Täter, verwendete das Wort Jude in einem negativen Kontext und dies sorgt dafür, dass Elia aufgrund seiner Religion antisemitisch diskriminiert wird. Diese antisemitische Aussage ruft in Elia Entsetzen, Enttäuschung und Wut hervor.
Dazu fragt er sich, wie eine Person so respektlos und abwertend gegenüber einer Gruppe sein kann. Um solche Situationen zu vermeiden, ist ein bewusster und umsichtiger Umgang miteinander wichtig. Die Menschen müssen aufgeklärt werden und sich in die betroffenen Menschen hineinversetzen und den geschichtlichen Aspekt dürfen sie dabei nicht vergessen. Die NS-Zeit ist zwar vorbei, aber die Ideologie des Antisemitismus existiert noch bis heute.
Wenn wir als Gesellschaft wollen, dass der Antisemitismus verschwindet, müssen wir gemeinsam kämpfen, sonst wird er auf ewig weiter existieren.
Redaktion: LV/nrw