Ein Tagebucheintrag einer 11. Klasse der Martin-Buber-Oberschule (Workshop am 8. und 9. Juli 2024)
Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, darüber zu reflektieren und aufzuzeigen, wie ein erfolgreicher Umgang mit einem antisemitischen Vorfall aussehen kann.
Liebes Tagebuch,
heute in der Schule gab es einen schlimmen Vorfall.
Es wurde ein Hakenkreuz mit Fäkalien an die Wand gemalt. Ich habe alles gesehen. Ich bin doch Jüdin. Mich hat das so verletzt.
Dann kam eine Frau und hat uns über Antisemitismus aufgeklärt. Ich hoffe, meine Mitschüler und Mitschülerinnen haben etwas daraus gelernt. Zumindest hat sich Natascha bei mir entschuldigt.
Ich bin froh, dass der Vorfall so ernst genommen wurde.
Wie sich die Szene abgespielt hat…
Vor dem Lehrerzimmer
Sophie klopft an die Tür des Lehrerzimmers. Frau Becker öffnet die Tür und sieht Sophie, die sichtlich aufgeregt ist.
Sophie: Frau Becker, Natascha hat die Toilette beschmiert, mit einem Hakenkreuz.
Frau Becker: Oh nein, ist alles gut? Du bist doch selber Jüdin, wie geht’s dir damit? Ich werde das umgehend der Schulleitung melden.
Frau Becker legt beruhigend eine Hand auf Sophies Schulter und geht dann zur Tür der Schulleitung.
Im Büro der Schulleitung
Frau Becker klopft an die Tür des Schulleiters, Herrn Meier. Herr Meier ruft herein.
Herr Meier: Herein.
Frau Becker: Ich muss über ein ernstes Thema reden, und zwar kam gerade die Sophie zu mir und meinte, sie hat gesehen, wie die Mitschülerin ein Hakenkreuz mit Fäkalien gemalt hat.
Herr Meier: Oh nein, so etwas können wir nicht dulden. Wissen wir, wer das war?
Frau Becker: Ja, die Natascha.
Herr Meier: Okay. Ich werde umgehend einen Tadel verordnen. Außerdem müssen wir für mehr Aufklärung sorgen.
Herr Meier greift zum Telefon und ruft bei einer jüdischen Organisation an.
Herr Meier: Hallo, wir hatten einen antisemitischen Vorfall an unserer Schule und ich würde Sie bitten, umgehend ein aufklärendes Gespräch mit unseren Schülern und Schülerinnen zu führen.
Frau Doda: Na klar, ich werde gleich morgen vorbeikommen.
Im Klassenzimmer
Die Schüler der Klasse 4b sitzen gespannt auf ihren Stühlen. Frau Becker steht vor der Klasse.
Frau Becker: Hallo liebe Klasse, ihr seid bestimmt schon sehr aufgeregt, weil ihr nicht wisst, was passiert. Ich würde das Wort gleich an Frau Doda übergeben.
Frau Doda: Hallo liebe Klasse 4b, ich bin Frau Doda. Ich bin hier, weil es einen antisemitischen Vorfall in eurer Klasse gab. Ich möchte euch heute über dieses Thema aufklären, weil es auch Leute in eurer Klasse betrifft. Als ersten Schritt möchte ich Natascha nach vorne bringen.
Natascha tritt zögernd nach vorne und schaut verlegen auf den Boden.
Natascha: Sophie, es tut mir so leid, ich wusste doch gar nicht, was das bedeutet. Und ich wusste nicht, dass es dich so verletzt.
Sophie: Magst du mich denn überhaupt, wenn du so etwas machst?
Natascha: Ja, ich mag dich doch.
Frau Doda: Danke, über die nächsten zwei Tage werde ich euch alles über Antisemitismus erklären, damit so etwas nicht wieder vorkommt.
Die Schüler nicken zustimmend und hören aufmerksam zu, als Frau Doda beginnt, über die Geschichte und die Auswirkungen des Antisemitismus zu sprechen.