Ein Tagebucheintrag der Klasse 9.6 der Martin-Buber-Oberschule (Workshop am 19.-20. Juni 2024)
Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, darüber zu reflektieren und aufzuzeigen, wie ein erfolgreicher Umgang mit einem antisemitischen Vorfall aussehen kann.
Liebes Tagebuch,
ich bin zwar erst 12, doch mit Antisemitismus habe ich schon einige Erfahrungen. In der Schule, auf der Straße und vor allem im Internet. Und es wird ständig schlimmer, da meine Eltern Influencer sind.
Heute wurde ich schon wieder beleidigt. Von einem älteren Mann. Er hat etwas Schlechtes über meine Religion gesagt, was wirklich schlimm ist. Einigen von meinen Freunden passiert das auch. Vor allem aber meinen Eltern.
Manchmal will ich überhaupt nicht rausgehen. Besonders mit meinen Eltern nicht, da viele sie kennen. Nächstes Mal, wenn ich antisemitisch angegriffen werde, werde ich die nette Frau anrufen, die mir geholfen hat und gesagt hat, dass ich mich an sie wenden kann, wenn nochmal so etwas passiert. Trotzdem hoffe ich, dass es kein nächstes Mal gibt.
Wie sich die Szene abgespielt hat…
Eine junges Mädchen war mit ihren Freundinnen unterwegs und hat eine Kette mit einem Davidstern getragen. Daraufhin ist ein Mann auf sie aufmerksam geworden und hat angefangen sie wegen ihrer Religion zu beleidigen. Das Mädchen greift zum Telefon und ruft die Polizei an. Sie meldet den Vorfall auch bei RIAS.
Mädchen (wendet sich an die Polizei): Hallo! Hier ist ein antisemitischer Vorfall passiert! Ich wurde beleidigt von einem Passanten, einem älteren Mann.
Alter Mann: Also, das war doch nichts. Was regt die sich so auf.
Der Polizist kommt an.
Polizist (zum Mann): Ach, du schon wieder! Habe ich nicht das letzte Mal schon gesagt, dass das die letzte Verwarnung ist?
Alter Mann (guckt auf den Boden): Ach was, das war doch gar nichts…
Polizist (zum Mädchen): Was ist denn passiert?
Mädchen: Also der Mann lief hinter mir her und hat angefangen mich antisemitisch zu beleidigen.
Alter Mann: Ach, diese Kinder von heute verstehen doch kein Spaß! Das ist doch normal, mit den Jungs am Montag nach der Kneipe…
Das Mädchen guckt wütend und verängstigt zugleich.
Polizist (zum Mann): Sie kommen jetzt mit mir aufs Revier!
Der Polizist nimmt Informationen von der Betroffenen und den Zeugen auf, bevor er den Täter zum Revier führt.
Mädchen (ruft ihre Mutter an): Hallo Mama! Ich wurde von einem Mann antisemitisch beleidigt heute.
Mutter (entsetzt): Was? Schon wieder? Du musst mir alles erzählen…
Nachdem das Mädchen ihrer Mutter alles erzählt hat, macht sie ein Video von ihrer Erfahrung und postet es in den Sozialen Medien, damit Leute verstehen, wie schlimm es ist tagtäglich diskriminiert zu werden.