Ein Tagebucheintrag einer 11. Klasse der Martin-Buber-Oberschule (Workshop am 8. und 9. Juli 2024)
Hinweis: Die folgenden Tagebucheinträge und Szenen basieren auf einem fiktiven Szenario. Die Schüler*innen hatten die Aufgabe, darüber zu reflektieren und aufzuzeigen, wie ein erfolgreicher Umgang mit einem antisemitischen Vorfall aussehen kann.
Liebes Tagebuch,
heute habe ich gesehen, wie ein Mitschüler ein Hakenkreuz an die Wand gemalt hat. Ich habe die Person auf frischer Tat ertappt. Ich war so geschockt, ich frage mich, wie jemand so etwas heutzutage tun kann.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schlimm das für eine jüdische Person sein muss. Ein Zeichen, das für die Verfolgung von Juden und Jüdinnen steht. Menschen, die nur ihre Religion ausleben wollen. Oder einfach gar nichts gemacht haben! Auch die Oma meiner Freundin war ein Opfer der Nationalsozialisten.
Bevor die Person dieses menschenverachtende Zeichen fertig gemalt hat, habe ich sie gestoppt. Sie hat es anfangs nicht gleich eingesehen, was mich geschockt hat. Ich habe versucht, sie zu belehren.
Ich hoffe, sie ist sich ihrer Taten jetzt bewusst und hat daraus gelernt.
Wie sich die Szene abgespielt hat…
Auf dem Schulhof
Zwei Schüler, Anna und Ben, stehen vor einer Mauer. Ben hält eine Sprühdose in der Hand und sprüht ein Hakenkreuz auf die Wand. Anna entdeckt ihn und eilt zu ihm.
Anna: Hey, was machst du da?
Ben: Was meinst du?
Anna: Du sprühst gerade ein antisemitisches Zeichen an die Wand. Und du weißt gar nicht, wen du damit verletzt.
Ben: Hä, ich weiß gar nicht, was du meinst, ist doch voll lustig. Verboten! (zwinkert ihr zu)
Anna: Du meinst, das ist lustig? Ein Zeichen, das für die Verfolgung von Menschen steht? Du bist dir des Ausmaßes deiner Taten und was sie mit anderen machen können nicht bewusst. Die Oma von meiner Freundin hat in der Zeit des Nationalsozialismus nur knapp überlebt. Geh mal in dich und frag dich, wie du dich als betroffene Person fühlen würdest, wenn du so ein Zeichen in der Öffentlichkeit sehen würdest.
Ben bleibt still, senkt den Kopf und schaut nachdenklich auf die Mauer.
Der nächste Schultag
Anna und Ben treffen sich wieder auf dem Schulhof, genau an derselben Stelle wie am Tag zuvor. Ben wirkt nachdenklich und zurückhaltend.
Anna: Hey, ich sehe, du hast über deine Tat nachgedacht.
Ben: Ja, danke, dass du mich wachgerüttelt hast. Mir war gar nicht bewusst, wie schlimm das ist und wie sich andere Leute dabei fühlen.
Anna: Schön, ich sehe aber trotzdem, dass du Hilfe brauchst. Ich habe dir deswegen einen Flyer mitgebracht, der dich über Antisemitismus aufklärt und auch ein Programm enthält. Lass uns da doch zusammen hingehen.
Anna gibt Ben einen Flyer. Ben nimmt ihn dankbar an.
Ben: Das ist eine gute Idee, ich melde mich an.